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„Spannungsfeld Männlichkeit“-Umfrage von Plan International e.V.

Zu aufschlussreichen Ergebnissen kommt eine repräsentative Umfrage von Plan International e.V. Die Nichtregierungsorganisation befragte 1.000 Männer und 1.000 Frauen von 18 bis 35 Jahren zu unterschiedlichen Aspekten von Männlichkeit. Die Ergebnisse der Umfrage „Spannungsfeld Männlichkeit“ zeigen u.a.:

Die Hälfte der jungen Männer findet es wichtig, in der Beziehung das letzte Wort bei Entscheidungen zu haben.

Mehr als ein Drittel der befragten Männer wurde gegenüber Frauen schon handgreiflich, um ihnen Respekt einzuflößen.

Jeder dritte junge Mann findet es akzeptabel, wenn ihm bei einem Streit mit der Partnerin gelegentlich die Hand ausrutscht.

Die große Mehrheit der Frauen spricht sich im Gegensatz dazu deutlich für ein modernes Männerbild aus.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit Häusliche Gewalt e.V. (BAG TäHG) registriert mit großer Sorge die weit verbreitete Befürwortung bzw. Akzeptanz von patriarchalen Rollenverständnissen und die allgemeine Gewaltbereitschaft unter jungen Männern. Die Vorstellung von männlicher Überlegenheit sowie die Ablehnung von Geschlechtergerechtigkeit manifestieren unterdrückende Gesellschaftsstrukturen und führen zu geschlechtsspezifischer Gewalt. Auch in Fällen von häuslicher Gewalt, die laut aktueller Zahlen der Landeskriminalämter und Innenministerien im vergangenen Jahr um 9,3 % zugenommen haben, hat die Gewalt neben individuellen Faktoren wie Überforderung ihren Ursprung in gesellschaftlich verankerten patriarchalen Vorstellungen und Machtverhältnissen. Zwei Drittel der Betroffenen sind weiterhin weiblich.

Es zeigt sich auch, dass immer mehr Frauen ihr Recht auf Gleichberechtigung in der Partnerschaft einfordern. Gleichzeitig fühlen sich viele Männer dadurch bedroht und überfordert. Offenkundig, und auch das zeigen die Befragungsergebnisse, unterscheiden sich die Erwartungen von Frauen und Männern in Bezug auf geschlechtsspezifische Verhaltensweisen und Gleichberechtigung.

Die Befragung von Plan International e.V. macht ungeachtet der methodischen Diskussionen einmal mehr deutlich, dass eine frühzeitigere, intensivere und konsequentere Auseinandersetzung mit vorherrschenden Geschlechterverständnissen notwendig ist. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass auch unsere Mitgliedseinrichtungen eine Zunahme an jungen Klienten beobachten, brauchen wir sowohl in der praktischen Beratungsarbeit als auch innerhalb der Gesellschaft einen stärkeren Fokus auf dieses Thema, um Betroffene schützen und häusliche Gewalt präventiv verhindern zu können.  Der Arbeitsstandard der BAG TäHG betont die Relevanz der Bearbeitung stereotypischer Geschlechtervorstellungen. Deshalb fordern wir von Bund und Länder die Ausweitung der Förderung von Täterarbeit als integralen Bestandteil der Gewaltprävention, damit veraltete Rollenbilder aufgebrochen und Geschlechtergerechtigkeit vorangetrieben werden kann.

Ansprechperson

Linda Conradi
Geschäftsleitung
info@bag-taeterarbeit.de

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